Hüter des guten Sehens und Hörens

Mit ihren Produkten hilft die Familie Miller Menschen, das Leben in vollem Maß genießen zu können. Im Interview sprechen die Geschäftsführer Markus und Ulrich Miller über die Gründe für den langjährigen Erfolg ihres Unternehmens und was sie sich für die nächsten 150 Jahre wünschen.

Interview: Daniel Schreier • Fotos: Gerhard Berger

Nicht viele Familienunternehmen erreichen ihr 150-jähriges Jubiläum. Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis hinter dem langen ErfolgIhres Unternehmens?

Ulrich Miller: Wir dürfen uns als Firma um zwei Sinne kümmern: um das Sehen und das Hören. Das sind sicher die wichtigsten Sinne, die wir als Menschen haben. Alle Generationen eint die Leidenschaft, unseren Kunden zu helfen, mit ihrem Seh- und Hörsinn schöne Lebensmomente zu erleben. Das in Verbindung mit einer Passion für Qualitätsprodukte und Präzision, die uns alle als Team eint.

Markus Miller: Es gibt hier sicher zwei Faktoren. Der eine ist ein rein biologischer: Es gab immer genügend Nachkommen, um das Unternehmen weiterzuführen. Der andere ist, und das ist vielleicht wirklich unser Geheimnis, dass alle Generationen diese Firma als Institution betrachtet haben. Nicht als ihren Besitz, sondern als etwas Unantastbares, ähnlich einer Stiftung. Das Unternehmen ist von einem Manager an den nächsten weitergegeben worden, auch wenn das alles Familienmitglieder waren.

„Familienunternehmen können viel langfristiger planen und sind nicht auf kurzfristige Geschäftserfolge, sondern auf Kontinuität ausgelegt.“
ULRICH MILLER, Geschäftsführer Miller Optik

Miller sorgt jetzt schon seit mehr als 100 Jahren dafür, dass die Tiroler besser sehen können. Wie hat sich Ihr Beruf in dieser Zeit verändert?

Markus: Wenn man es im großen zeitlichen Kontext sehen will, dann kann man es als eine Entwicklung vom Produzenten zum Dienstleister zusammenfassen. Früher haben wir selber Brillen­gläser hergestellt und eine feinmechanische Werkstatt betrieben. Mein Vater hat in den 1950ern die Kontaktlinsenabteilung aufgebaut und später das erste Kontaktlinseninstitut in Österreich eröffnet. Dann kamen die Hörgeräte dazu. In weiterer Folge gab es eine Spezialisierung im Bereich der Brille. Durch Computer und Smartphones sind die Anforderungen an das Sehen noch viel weiter gestiegen. Die Menschen müssen also immer länger gut sehen. Das macht uns auch für die Zukunft sehr viel Hoffnung, dass das Sehorgan letztlich, mit der technischen Entwicklung im Hinterkopf, das entscheidende Organ ist.

Ulrich: Für mich haben die Meilensteine auch immer etwas mit der Bereitschaft zur Veränderung zu tun, die wir in der 150-jährigen Geschichte ja immer wieder erlebt haben. Es ist immer leichter, etwas neu zu beginnen, aber man braucht auch den Mut, etwas sein zu lassen, um sich auf etwas Neues fokussieren zu können.

Ulrich Miller trat 2003 ins Unternehmen ein und führt es seit 2006, gemeinsam mit seinem Vater Markus, in fünfter Generation.

„Familienunternehmen können viel langfristiger planen und sind nicht auf kurzfristige Geschäftserfolge, sondern auf Kontinuität ausgelegt.“
ULRICH MILLER

Wie wichtig ist und war die starke Verbindungz wischen Familie und Unternehmen für den Erfolg von Miller Optik? 

Ulrich: Unseren Erfolg machen nicht einzelnePersonen, sondern immer nur das Team aus, das über Jahrzehnte das Unternehmen nach außen vertritt. Im Moment arbeiten mein Vater und ich alsFamilienmitglieder im Unternehmen. In der Meraner Straße ist mein Onkel, Dr.Klaus Miller, als Augenarzt und wichtiger Partner des Unternehmens aktiv.  Familienunternehmen können viel langfristiger planen und sind nicht auf kurzfristige Geschäftserfolge, sondern aufKontinuität ausgelegt. Sie übernehmen auch lokal und regional Verantwortung, als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb. Besonders die Corona-Zeit hat uns die große Verbundenheit zum Unternehmen gezeigt, und wir sind sehr stolz auf unserTeam. 

Markus: Es gibt nur einen Kapitän am Schiff. Es ist wichtig, dass die älteren Familienmitglieder sich aus den strategischenEntscheidungen heraushalten. Jede Generation soll die Freiheit haben, dasUnternehmen nach ihren Vorstellungen zu leiten. Da ist die Historie einHemmschuh. Der derzeitige Firmenchef muss unbelastet von der Vergangenheit agieren können. Der Begriff der Familie hat für mich auch noch eine weitere Bedeutung: Wir sehen unsere Mitarbeiter als Familie. Wir legen größten Wert darauf, dass die Leute langfristig bei uns angestellt sind. Wenn wir heute jemanden als Lehrling aufnehmen, dann ist das für uns einePartnerschaft, die im besten Fall über Jahrzehnte hält.  

Im Jahr 1993 haben Sie das Optikernetzwerk United Optics gegründet. Warum haben Sie sich damals für diesen Schrittentschieden? Können Sie uns mehr von der Gründung erzählen? 

Markus: Die United Optics wurden ursprünglich als Schulungsunternehmen gegründet. Die Fortbildung des Personals ist einer derSchlüsselfaktoren für den Geschäftserfolg. Dann ist eine Reihe von anderenDingen dazugekommen, die man im Verbund besser bewältigen kann. Im Wesentlichen geht es hier um die Bereiche Marketing, Fortbildung, EDV und den gemeinsamenEinkauf. Um diese Vision der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit umsetzen zu können, muss man eine Marke, einen Namen schaffen: In unserem Fall eben United Optics. Das Ziel ist und war, die Dinge, die wir allein nur schwer bewältigen können, in einem Netzwerk zu lösen und damit die Eigenständigkeit der einzelnen Partnerbetriebe zu stärken.

„Jede Generation soll die Freiheit haben, das Unternehmen nach ihren Vorstellungen zu leiten.“
MARKUS MILLER

Sie haben schon früh den Trend zum Übergang vom stationären Handel hin zu Onlineshops erkannt. Welche Geschäftsmodelle und Geschäftsfelder werden in den nächsten Jahren für das Unternehmen wichtig werden? 

Ulrich: Ein wichtiger Punkt ist, die „Customer Journey“ neu zu denken. Hier geht es darum, darüber nachzudenken, wo die erste Interaktion des Kunden mit dem Unternehmen beginnt. War das früher vielleicht im Schaufenster, ist es mittlerweile online. Man muss als beratungsintensiver Dienstleister schauen, welche Wege man hier in Verbindung mit der technologischen Innovation gehen kann. Die laufende Weiterentwicklung der Onlinestrategie ist unumgänglich, und hier muss der Fokus darauf liegen, unsere Beratungskompetenz und unser Know-how digital anzubieten und dadurch Kunden in unsere Geschäfte zu bringen. Zukunft bedeutet für uns trotzdem immer Handwerk. Für uns ist ganz klar, dass wir unsere Handwerkskompetenz und den damit verbundenen Ausbildungsvorteil nicht aus der Hand geben werden. Die Brillen, die wir verkaufen, werden wir auch immer bei uns im Haus fertigen.  

Sie haben es geschafft, sich als beliebter Arbeitgeber zu positionieren und eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Was glauben Sie, was schätzen Ihre Mitarbeiter an Miller als Arbeitgeber? 

Ulrich: Unsere Mitarbeiter schätzen den Abwechslungsreichtum unserer Arbeit sehr. Das geht ja von Handwerk über dieBeratung bis hin zu Gesundheitsdienstleistungen wie den Sehtests und Hörtests. Ein weiterer Faktor ist die Unternehmenskultur und dass Entscheidungen bei uns vor Ort, in Tirol, getroffen werden. Als regionales Familienunternehmen können wir im Vergleich zu großen Konzernen wichtige Beschlüsse schnell fällen und so agil auf Herausforderungen reagieren. Auch die lange Geschichte des Unternehmens wird von unserem Team geschätzt:
150 Jahre Miller vermittelt Sicherheit.  In den letzten zehn Jahren haben wir auch eine eigene interne Lehrlingsakademie aufgebaut, und uns wurde das Gütesiegel„Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb“ verliehen. Wir setzen stark auf die Eigenverantwortung unserer Mitarbeiter. Das ist natürlich herausfordernd, aber langfristig für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz enorm wichtig.

Markus Miller ist seit 1976 in der Geschäftsführung. Unter ihm wurde Miller in der Hör­akustik tätig und das Angebot auch in anderen Bereichen erweitert.

„Wissen- und Know-how-Führerschaft übernehmen zu wollen, ist sicher tief in unserer Unternehmens- und Familienkultur integriert.“
MARKUS MILLER

Die Geschichte des Unternehmens ist schon seit Beginn immer wieder mit der Einführung technischer Innovationen verbunden. Ist Ihre Familie besonders fortschrittsfreundlich? 

Markus: Wissen- und Know-how-Führerschaft übernehmen zu wollen, ist sicher tief in unserer Unternehmens- undFamilienkultur integriert. Was uns von anderen Unternehmen unterscheidet: Bei uns arbeiten derzeit 34 Mitarbeiter mit einer Meisterausbildung im BereichAugenoptik oder Hörakustik. Das ist eine ungewöhnlich hohe Quote im Vergleich zu vielen anderen Mitbewerbern, wo oft mehrere Geschäfte von einem Meisterbetrieben werden. Das macht einen Qualitätsunterschied. 

Ulrich: Unser Glück ist auch, dass wir nicht nur einen, sondern mehrere Standorte betreiben. Das Markt-Know-how, das wir uns aufgrund dieser regionalen Stärke aufbauen konnten, macht es einfacher,Innovationen und Trends schnell zu verstehen und auf sie zu reagieren. Uns fordert auch immer unser Team, und wir sind sehr dankbar, dass wir Mitarbeiterhaben, die mit ihrem Weitblick Dinge erkennen und uns auf neue Denkansätze undMöglichkeiten aufmerksam machen. Davon kann man als Geschäftsführung nur profitieren. 

Was wünschen Sie sich für die nächsten 150Jahre?  

Markus (lacht): Wir hoffen, dass die jüngsteGeneration der Familie das Unternehmen übernehmen möchte und es mit Herzblut und Wissen führt. 

Ulrich: Sollte unser Unternehmen in 150 Jahren noch existieren, wünsche ich mir, dass Menschen zu helfen immer noch unserUnternehmenszweck ist. Wenn es uns gelingt, dass wir immer noch dazu beitragen, dass die Menschen ihr Leben besser und intensiver wahrnehmen können, dann wäre ich sehr stolz und glücklich.  

Danke für das Gespräch.

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